Regie: Nora Fingscheidt
Drehbuch: Peter Hartwig, Jonas Weydemann,
Jakob D. Weydemann
Erscheinungsdatum: 19. September 2019
Genre: Drama
Besetzung: Helena Zengel, Albrecht Abraham Schuch, Gabriela Maria Schmeide
Benni ist neun Jahre alt und muss immer wieder zu neuen Pflegefamilien. Sie vergrault jede Einzelne. Sie will nur zu ihrer Mutter. Doch ihre Mutter fürchtet sich vor ihr und hat sie abgegeben. Das System ist damit überfordert.
Trailer ansehen >Der Begriff „Systemsprenger“ ist sehr ausdrucksstark und bezieht sich in erster Linie auf ein komplexes Problem der Sozialsysteme. Vor allem Personen, die unter schwierigen Verhältnissen, wie zum Beispiel in Heimen, aufgewachsen sind und in ihrer Kindheit Deprivation, Hospitalismus oder Gewalterfahrungen erfahren mussten, sind gefährdet zu „Systemsprengern“ zu werden.
Diese Rolle nimmt Benni in dem Film ein. Die neunjährige gilt als schwerst erziehbar und bringt die Jugendhilfe an ihre Grenzen. Bereits in einer der ersten Szenen sieht der Zuschauer, wie eine kleine Provokation Benni zum ausrasten bringt. Ihr Erzieher hat sie nicht unter Kontrolle und sperrt sie schließlich auf dem Hof aus. Dort soll sie sich beruhigen. Doch genau das Gegenteil tritt ein: Benni wirft ein Bobby Car mit solcher Wucht gegen ein Fenster, dass die Scheibe aus Sicherheitsglas zerspringt. Benni's größter Wunsch ist es, wieder bei ihrer Mutter zu wohnen. Doch diese hat Angst vor ihrer eigenen Tochter und muss sich nebenbei noch um ihre zwei anderen Kinder kümmern. So pendelt Benni zwischen verschiedenen Wohngruppen und stationären Aufenthalten.
Schließlich engagiert das Jugendamt den Anti-Aggressions-Trainer Micha für Benni, der sie auf dem Weg in die Schule begleiten soll. Dieser verbringt nach eigenem Vorschlag schließlich drei Wochen mit Benni im Wald. Obwohl Micha dabei an seine Grenzen stößt, findet er Zugang zu Benni. Dann droht er jedoch die nötige Distanz zu verlieren, denn Benni möchte bei ihm bleiben. Doch Micha hat seine eigene Familie. Ein Hoffnungsschimmer für Benni folgt: Ihre Mutter verspricht, dass sie schon bald wieder bei ihr wohnen kann. Das schlimmste, was einem Kind wie Benni passieren kann, ist dass ein Versprechen nicht gehalten wird. Doch genau das passiert. Bennis Trauma verfestigt sich.
Obwohl Bennis Situation hoffnungslos erscheint, stellt der Film die Hauptfigur nicht als Monster dar. Ebenso wenig verurteilt er die Hilflosigkeit der Jugendhilfe. Ein wichtiges Thema wird in „Systemsprenger“ realistisch und facettenreich dargestellt.
Kinder und Jugendliche mit extremen Verhaltensauffälligkeiten bringen Schulen häufig an ihre Grenzen. Peter Friedsam, Sonderpädagoge und Leiter des Regionalen Bildungs- und Beratungszentrums Hamburg-Bergedorf, erklärt in einem Interview mit dem Deutschen Schulportal, wie der Umgang mit „Systemsprengern“ gelingen kann: Hier ansehen
Hintergründe zum Film (Mit Prof. Dr. Menno Baumann, Professor für Intensivpädagogik, Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf): Hier ansehen
Interview mit Regisseurin Nora Fingscheidt zum Film: Hier ansehen
Reportage „7 Tage…unter ‚Systemsprengern‘“ von Anne-Katrin Eutin und Felix Leichum im Hessischen Rundfunk:
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